Zwischen Ehrlichkeit und Empathie – Feedback, das trifft und bleibt

17. November 2025

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Marcus Berger

Feedback ist eines dieser Themen, bei denen wir alle wissen, wie wichtig es ist – und es trotzdem oft vermeiden. Aber warum ist das so?


(Gutes) Feedback befördert uns in ein Spannungsfeld! Ein Spannungsfeld zwischen dem Wunsch, ehrlich zu sein, und dem Bedürfnis, die Beziehung zu schützen.

Kennst du diesen inneren Monolog: 

Wenn ich zu direkt bin, kann ich dich verletzen.
Wenn ich zu vorsichtig bin, bleibt die Botschaft wahrscheinlich wirkungslos.

Und genau hier liegt die größte Gefahr:
Unser Drang nach Harmonie hält uns davon ab, ehrliches Feedback zu geben. 

Aber ohne diese Harmonie – ohne Empathie – funktioniert Feedback auch nicht, weil es schwer fällt, es wirklich anzunehmen. Und wir berauben unserem Gegenüber die Chance zu wachsen oder der Situation die Möglichkeit, sich zu bessern.

Diese Ambivalenz betrifft beide Seiten.

Als Feedbackgebende*r muss ich den Mut haben, mein Gegenüber aus der Komfortzone zu holen.
Ich weiß, dass das unbequem ist – für mich genauso wie für die andere Person.
Gerade in Führungsrollen ist das eine Kernkompetenz: Die Fähigkeit, offen und klar zu bleiben, ohne die Beziehung ernsthaft zu gefährden. So wird Entwicklung wirklich greifbar.

Und auf der anderen Seite?
Als Feedbacknehmende*r schwankst du zwischen Kränkung und Dankbarkeit.
Zwischen dem Impuls, sich zu rechtfertigen – und der Erkenntnis, dass genau dieses Feedback möglicherweise der Schlüssel zur Weiterentwicklung sein kann. 

Genau in dieser Ambivalenz liegt der Reflexionsraum, der authentische Entwicklung ermöglicht. 

Feedback gelingt nur, wenn beide Seiten bereit sind, in dieser Ambivalenz zu bleiben. Sie zu betrachten.Sie zu reflektieren
Sehr ehrlich. Trotzdem empathisch. Oft unbequem.
Genau dann wird Feedback nicht nur gehört, sondern verarbeitet. So bleibt es haften und Entwicklung hat eine reelle Chance.

Anknüpfend an meinen letzten Beitrag über Ambivalenzen: Vielleicht ist genau das die Kunst guter Kommunikation – Widersprüche nicht aufzulösen, sondern sie bewusst zu halten und zu reflektieren.

Wenn du als Führungskraft Feedback gibst:

Habe Mut zur Ehrlichkeit! 

Spreche ich genau das an, worum es mir geht?

Achte auf die Qualität der Beziehungsebene!

Trägt die Beziehungsebene dieses Feedback, auch wenn es unbequem ist?

(Wenn nicht arbeite ab jetzt an der professionellen Beziehungsebene)

Nimm die Ambivalenzen bewusst wahr und reflektiere sie!

Was genau ist unbequem und warum? Wo liegt konkret das Potenzial für Entwicklung?